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Ein "Vetoministerium" fürs Klima im eigenen Unternehmen?

Rene Bickmann

Aktualisiert: 30. Aug. 2021

Ein Superministerium für den Klimawandel, wie es vor kurzem die Grünen im Wahlkampf gefordert haben, hätte ein umfassendes Veto-Recht für alle Entscheidungen der Regierung, ähnlich dem des Finanzministeriums. Entsprecht hitzig wird darüber politisch diskutiert. Für uns Grund genug, um in einem Gedankenexperiment das "Vetoministerium" einmal auf Unternehmen zu übertragen.


Staatliche und wirtschaftliche Organisationen sind sich oft gar nicht so unähnlich, wie man zum Beispiel am Thema selbstverschuldeter Bürokratie sieht. Auch in der Frage, wer oder was das letzte Wort bei wichtigen Entscheidungen hat, sind sich Staat und Unternehmen meist eins: das liebe Geld. So wie die Finanzminister*in in der Regierung die Budgets der Ressorts absegnen muss, so haben finanzielle Argumente bei wichtigen Entscheidungen oft ein de-facto-Vetorecht. Nachhaltig ja, aber nur wenn es in den Finanzplan passt.



Im Grunde ist das auch richtig so - im Staatshaushalt wie im Unternehmen. Schließlich müssen Kredite bedient, Investoren motiviert und, vor allem, Investitionen durch funktionierende Cash Flows ermöglicht werden. Sonst lassen sich auch keine Klimaschutzprojekte umsetzen. Wichtig dabei: Welche Prioritäten Regierungen und Unternehmen setzen, darauf hat der Finanzrahmen nur bedingt Einfluss. Man muss Nachhaltigkeit vor allem wollen, dann ist sie auch finanzierbar. Ein Vetorecht für Nachhaltigkeit beschneidet nicht das Vetorecht für solide Finanzen.


Ein gut umgesetztes Vetorecht für Umweltfragen hätte vor allem einen Vorteil: erzwungen Reflektion. Vor jeder wichtige Entscheidung würden sich die Verantwortlichen bedeutsame Fragen stellen. Wie zahlt eine konkrete Investition auf meine Nachhaltigkeitsziele ein? Welche Auswirkungen hat mein geplantes Produkt auf meine Scope-3-Emissionen? Wie geht es auch nachhaltiger? Richtig positioniert wäre ein Vetorecht für Nachhaltigkeit in unternehmerischen Entscheidungen also keine neue Barriere, sondern ein wichtiges Gate für die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt.


In Unternehmen könnte dieses "Nachhaltigkeits-Gate" dann dafür sorgen, dass nicht mehr nur in Umfragen die Wichtigkeit der nachhaltigen Entwicklung bekundet wird, sondern tatsächlich in Entscheidungen berücksichtigt wird. Weil es berücksichtigt werden muss. Im unternehmerischen Alltag verankert und in bestehende Prozesse integriert.



So wie die Umweltminister*in mit der Finanzminister*in als gleichberechtige Partner die jeweiligen Argumente austauschen, würden sich Nachhaltigkeit und Finanzen am unternehmerischen Kabinettstisch auf Augenhöhe begegnen. Mal bekommt der eine, mal der andere den Vorrang. Unter dem Strich steht dann ein finanziell solide arbeitendes Unternehmen mit nachhaltigen Produkten und Prozessen.


Bei der Umsetzung von nachhaltigen Innovationen werden immer finanzielle und nachhaltige Argumente abgewogen. Im Idealfall bedingen sich beide, im Konfliktfall stehen Unternehmen Instrumente für ihre Investitionsentscheidung zur Verfügung. Nachhaltige Innovationen sind ein geeignetes Mittel, um Nachhaltigkeit ein gewisses Vetorecht bei unternehmerischen Entscheidungen einzuräumen.



Zusammenfassung


Inspiriert von der politischen Diskussion um ein "Vetoministerium" für Klimaschutz haben wir gedanklich das Prinzip auf Unternehmen übertragen. Finanzielle und nachhaltige Argumente müssen gleichberechtigt betrachtet werden. Hierbei kann ein "Nachhaltigkeits-Gate" in unternehmerischen Entscheidungsprozessen helfen. Nachhaltige Innovationen beziehen alle Aspekte mit ein und geben Unternehmen passende Werkzeuge an die Hand, um die nachhaltige Entwicklung in den Arbeitsalltag zu integrieren.



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